Ebenso wie die Gründung der ersten deutschen Demokratie, feierte auch das Frauenstimmrecht 2019 seinen 100. Geburtstag. Dieser Sammelband fährt die Ernte der wissenschaftlichen Aktivitäten in Baden-Württemberg rund um den 100. Geburtstag des Frauenstimmrechts ein. Er präsentiert die politischen Auseinandersetzungen, die mit der Einführung des Frauenwahlrechts verbunden waren. Protagonistinnen der badischen und württembergischen Frauenstimmrechtsbewegung und das (frauen-)politische Geschehen vor Ort werden vorgestellt. Dabei wird deutlich, dass die Frauenbewegung des 19. und frühen 20. Jahrhunderts in Baden und Württemberg äußerst unterschiedlich einflussreich war.
Besonders Baden stellte einen reichsweit sichtbaren Leuchtturm in der bürgerlichen Frauenbewegung dar. Im Mittelpunkt weiterer Beiträge stehen kulturelle Repräsentationen, statistische Spurensuche und Bilanzen. Sie befassen sich mit dem Niederschlag der Geschichte des Frauenwahlrechts in Museen und Projekten zur Sichtbarmachung der politischen Pionierinnen des deutschen Südwestens. Mit seinen unterschiedlichen Schwerpunkten und Zugängen gibt der Band einen aktuellen Überblick über den Stand der Forschung zum Frauenwahlrecht im deutschen Südwesten.
Prof. Dr. Sabine Holtz, Studium der Geschichte und der Evangelischen Theologie, 1985 Staatsexamen, 1991 Promotion, 1992–1997 Assistentin am Institut für Geschichtliche Landeskunde und Historische Hilfswissenschaften der Universität Tübingen, 1997–1999 Habilitationsstipendium der Deutschen Forschungsgemeinschaft. 2000 Habilitation. 2000-2012 Referentin/Referatsleiterin im Landesarchiv Baden-Württemberg. Seit 2012 Leiterin der Abteilung Landesgeschichte des Historischen Instituts der Universität Stuttgart; seit 2015 Vorsitzende der Kommission für geschichtliche Landeskunde in Baden-Württemberg. Publikationen zur Konfessions- und Religionsgeschichte, zur Sozialgeschichte sowie zur Bildungs- und Universitätsgeschichte der Frühen Neuzeit in vergleichender landesgeschichtlicher Perspektive.
Prof. Dr. Sylvia Schraut studierte Geschichtswissenschaft, Germanistik und Politikwissenschaft, und wurde 1990 an der Universität Mannheim promoviert und 1994 ebenda habilitiert. Sie hatte Lehrstuhlvertretungen inne an den Universitäten Tübingen und Bochum und einen Lehrauftrag für Geschlechtergeschichte an der Universität Basel. Von 2005 bis zu ihrer Emeritierung 2020 vertrat sie die Inhaberin der Professur für Neuere Geschichte an der Fakultät für Staats- und Sozialwissenschaften der Universität der Bundeswehr München, Merith Niehuss. Die Forschungsgebiete von Sylvia Schraut sind Industrialisierungs- und Urbanisierungsgeschichte, Geschichte der Migration im 19. und 20. Jahrhundert, Adelsgeschichte, Frauen- und Geschlechtergeschichte sowie politische Gewalt. Schraut ist Gründungsmitglied des Vereins Frauen & Geschichte BW und Mitglied des Vorstands der Kommission für geschichtliche Landeskunde in Baden-Württemberg. Seit 2023 leitet sie das Forschungsprojekt der Universität Mannheim »Sexueller Missbrauch im Bistum Speyer durch katholische Priester, Diakone, Ordensangehörige und Mitarbeitende des Bistums (ab 1946)«.