Bereits Ende des 12. Jahrhunderts fanden im obersächsisch-meißnischen Raum 'placita provincialia' statt. Solche Landdinge sind frühe Zeugen dafür, dass einflussreiche Akteure des politisch-gesellschaftlichen Gefüges gemeinsam berieten. So entstanden Zentralorte für den sozialen und kommunikativen Austausch, dessen Teilnehmerkreis als variabel charakterisiert werden kann. Die Verzahnung zwischen den Fürsten und Bewohnern ihrer Herrschaftsbereiche nahm Ende des 14. Jahrhunderts auch durch die Erhebung außerordentlicher Steuern (sog. Beden) zu.
Im Gegenzug zu diesen Einnahmen machten die Herrscher den Vertretern der sich formierenden Stände Zugeständnisse, was den kommunikativen Austausch unter ihnen und mit den Landesherren beförderte. Die vorliegende Arbeit untersucht politische Partizipation in den wettinischen Landen des Spätmittelalters. Neben verschiedenen Versammlungsarten wie Landdingen und Bedeverhandlungen werden weitere Formen von Mitbestimmung gesellschaftlicher Gruppen betrachtet.
Roberto Rink, Studium der Fächer Geschichte und Germanistik an der Technischen Universität Dresden; Bachelor of Arts 2012, Master of Arts 2015; 201620 Dissertation zur Politischen Partizipation in den wettinischen Landen vom 12. bis zum Beginn des 15. Jahrhunderts im Rahmen des Graduiertenkollegs Geschichte der sächsischen Landtage an der TU Dresden.
Professor Dr. Uwe Israel (1963–2023) lehrte mittelalterliche Geschichte am Institut für Geschichte der TU Dresden. Im Tagungsband Landtagsgeschichte im Vergleich, Dresden 2013, verfasste er den Beitrag »Die mittelalterlichen Anfänge der sächsischen Landtage«. Professor Israel forschte darüber hinaus zu Venedig in der Renaissance und zur transalpinen Migration im späten Mittelalter. Er leitete ein Projekt zum deutschen und italienischen Humanismus im Rahmen des Dresdner Sonderforschungsbereichs »Invektivität. Konstellationen und Dynamiken der Herabsetzung«. In seiner Zeit als Direktor des Deutschen Studienzentrums in Venedig gab er zahlreiche Schriften zur Geschichte der Lagunenstadt heraus. Zudem veröffentlichte er wiederholt über agonale Praktiken im Übergang von Mittelalter zur Frühen Neuzeit.
Professor Dr. Josef Matzerath lehrt sächsische Landesgeschichte am Institut für Geschichte der TU Dresden. Er hat umfangreich zur Geschichte der sächsischen Landtage publiziert, u.a. gemeinsam mit Prof. Andreas Denk (TH Köln): Die drei Dresdner Parlamente. Die sächsischen Landtage und ihre Bauten: Indikatoren für die Entwicklung von der ständischen zur pluralisierten Gesellschaft, Wolfratshausen 2000 und zwölf Bände Aspekte sächsischer Landtagsgeschichte, Dresden 1998-2015. Professor Matzerath forscht darüber hinaus zur kulinarisch-ästhetischen Entwicklung der exquisiten Kochkunst und Tafelkultur und hat das Projekt Kulinarische Tradition. 500 Jahre exquisite Küche in Sachsen geleitet. Er ist Mitherausgeber dreier Neueditionen von Rezeptsammlungen und Kochbüchern Dresdner Hofköche sowie eines Sammelbandes zur Tafelkultur um 1900. Zudem hat er vielfach zur Geschichte des Adels in der Frühen Neuzeit und Moderne publiziert.