Recht und Konsens im frühen Mittelalter

Vorträge und Forschungen, Band 82
Herausgegeben vom Konstanzer Arbeitskreis für mittelalterliche Geschichte
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Gab es konsensual, d.h. unter verantwortlicher Mitwirkung der Großen getragene politische Entscheidungen im Frühmittelalter? Durchaus, und zwar vor allem im Bereich des Rechts. Weil die Rechtseinheit des römischen Imperium im 5. Jh. mit der politischen Einheit verloren gegangen war, mussten die Rechtsordnungen der neuen gentilen Königreiche auf den Konsens der ethnisch und religiös heterogenen Bevölkerungsgruppen gegründet werden. Normsetzende Konzilsbeschlüsse fußten in theologischer Deutung auf dem inspirierten Wahrheitskonsens der Teilnehmer.

Das Bild der sog. Völkerwanderungsepoche als kriegerischer Krisenzeit wird in diesem Band daher modifiziert durch die Beobachtung und Analyse vielfältiger Anwendungen des Konsenses als Prinzip der Herstellung von Recht und Legitimität. Als Überführung von Fremdbestimmung in Selbstzwang konnte er integrierend auf die neuen politischen Einheiten wirken, weil er ethnische und religiöse Differenzen zu überwinden half.

Was there consensual rulership and political participation of élites in the Early Middle Ages? Yes indeed, and especially in the realm of law. Since the legal and political unity of the Roman Empire had come to an end in the fifth century, the law codes of the post-Roman successor states had to be built on the consensus of its political élites. Conciliar decrees – thought of as inspired by the holy spirit – were based on the consensus of its participants, too.The common view of the migration period as a time of struggle and chaos is modified in this volume by the observation and analysis of several political fields, in which consensus worked to establish a new legitimation of law and rulership. By transforming coercion into self-obligation consensus had an integrating effect on the successor states, because it worked notwithstanding ethnic and religious differences.
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Auflage 1. Auflage 2017
Einband Leinenband mit Schutzumschlag
Ausstattung mit 4 Abbildungen
Seitenzahl 488
Format 17 x 24 cm
ISBN/EAN 978-3-7995-6882-1
VGP-Nr. 406882
Christoph H. F. Meyer

Dr. Christoph H.F. Meyer, geb. 1966, ist am Max-Planck-Institut für Europäische Rechtsgeschichte tätig. Seine Forschungsinteressen gelten v.a. folgenden Bereichen: Kanonisches Recht – Frühmittelalterliche Rechts- und Verfassungsgeschichte (insbesondere Leges Langobardorum) – Wissenschaftsgeschichte des Hoch- und Spätmittelalters – Recht und Region in der Vormoderne.

Verena Epp

Prof. Dr. Verena Epp wurde mit einer Arbeit zu Fulcher von Chartres promoviert. Ihre Habilitation erfolgte 1997 zum Thema »Amicitia – Studien zu personalen, sozialen, politischen und geistlichen Beziehungen im frühen Mittelalter«. Nach einer Hochschuldozentur in Düsseldorf und verschiedenen Lehrstuhlvertretungen ist sie seit dem Jahr 2000 den Lehrstuhl für Mittelalterliche Geschichte und geschichtliche Landeskunde an der Philipps-Universität Marburg inne. Ihre Arbeitsgebiete umfassen u.a. folgende Bereiche: Entstehung Europas im frühen Mittelalter – Arbeitsvorstellungen im Mittelalter – Geschichte und Theorie der Geschichtsschreibung – Herkunft, Funktion und Wirkung politischer Berater im Mittelalter – Kreuzzüge – Politische und Gesellschaftliche Theorien im Mittelalter.

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