Das Thema Erinnerung hat in der aktuellen gesellschaftlichen Debatte Konjunktur. Im vorliegenden Band nähern sich die Autorinnen und Autoren dem Phänomen in fünf thematischen Schwerpunkten an: Es wird der Bogen gespannt von Erinnerungskämpfen in der Frühen Neuzeit, über das lange 19. Jahrhundert, die Erinnerung an den Nationalsozialismus sowie die Deutungshoheit des Erinnerns im musealen und kommunalen Raum bis hin zur aktuellen Debatte um die Erinnerung an die Kolonial- und Migrationsgeschichte.
Die Beiträge machen das Potential des historischen Zugriffs im regionalen Kontext sichtbar. Zugleich verweisen sie auf die Wirkmächtigkeit und Beständigkeit einmal eingeprägter Erinnerung. Ebenso wird darauf aufmerksam gemacht, dass stets die jeweils herrschenden territorial-staatlichen, herrschaftlich-politischen und konfessionell-kulturellen Bedingungen in die Analysen einbezogen werden müssen. Dieser Band gibt einen aktuellen Überblick über den Stand der Forschung zur Erinnerungskultur und den Erinnerungskämpfen im deutschen Südwesten.
Dr. Senta Herkle studierte Neuere und Neueste Geschichte und Philosophie an der Universität Tübingen, Promotion 2014 an der Universität Stuttgart. Von 2013 bis 2024 war sie Wissenschaftliche Assistentin in der Abteilung Landesgeschichte des Historischen Instituts der Universität Stuttgart. Seit 2024 ist sie Senior Postdoc im ERC-Advanced-Grant »ALPINNKONNECT« an der Universität Wien, Institut für Wirtschafts- und Sozialgeschichte bei Prof. Dr. Margareth Lanzinger. Zu ihren Forschungsschwerpunkten zählen die Geschichte Vorderösterreichs, die Transformationsprozesse um 1800, Stadtgeschichte sowie Handwerks- und Handelsgeschichte der Frühen Neuzeit.
Prof. Dr. Sabine Holtz, Studium der Geschichte und der Evangelischen Theologie, 1985 Staatsexamen, 1991 Promotion, 1992–1997 Assistentin am Institut für Geschichtliche Landeskunde und Historische Hilfswissenschaften der Universität Tübingen, 1997–1999 Habilitationsstipendium der Deutschen Forschungsgemeinschaft. 2000 Habilitation. 2000-2012 Referentin/Referatsleiterin im Landesarchiv Baden-Württemberg. Seit 2012 Leiterin der Abteilung Landesgeschichte des Historischen Instituts der Universität Stuttgart; seit 2015 Vorsitzende der Kommission für geschichtliche Landeskunde in Baden-Württemberg. Publikationen zur Konfessions- und Religionsgeschichte, zur Sozialgeschichte sowie zur Bildungs- und Universitätsgeschichte der Frühen Neuzeit in vergleichender landesgeschichtlicher Perspektive.
Prof. Dr. Sylvia Schraut studierte Geschichtswissenschaft, Germanistik und Politikwissenschaft, und wurde 1990 an der Universität Mannheim promoviert und 1994 ebenda habilitiert. Sie hatte Lehrstuhlvertretungen inne an den Universitäten Tübingen und Bochum und einen Lehrauftrag für Geschlechtergeschichte an der Universität Basel. Von 2005 bis zu ihrer Emeritierung 2020 vertrat sie die Inhaberin der Professur für Neuere Geschichte an der Fakultät für Staats- und Sozialwissenschaften der Universität der Bundeswehr München, Merith Niehuss. Die Forschungsgebiete von Sylvia Schraut sind Industrialisierungs- und Urbanisierungsgeschichte, Geschichte der Migration im 19. und 20. Jahrhundert, Adelsgeschichte, Frauen- und Geschlechtergeschichte sowie politische Gewalt. Schraut ist Gründungsmitglied des Vereins Frauen & Geschichte BW und Mitglied des Vorstands der Kommission für geschichtliche Landeskunde in Baden-Württemberg. Seit 2023 leitet sie das Forschungsprojekt der Universität Mannheim »Sexueller Missbrauch im Bistum Speyer durch katholische Priester, Diakone, Ordensangehörige und Mitarbeitende des Bistums (ab 1946)«.